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MEDICAL EDUCATION – EIN STATEMENT VON DR. CHRISTINA BUTTLER

Dr. Christina Buttler ist Director Experience Development bei MCI Deutschland und befasst sich seit Jahren intensiv mit der Entwicklung von neuen Fortbildungsformaten für Ärzte, Apotheker und den gesamten Healtcare und medical-Bereich. Als Leiterin der MCI Health Care Academy ist sie auch gefragte Referentin zum Thema Fortbildung im Health Care Bereich. Hier nimmt Christina Buttler zu ein paar relevanten Fragen aus dem Bereich Medical Education Stellung:

Frage: Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Entwicklungen in der medizinischen Fortbildung?

Antwort: Ich sehe in der Hauptsache zwei Entwicklungen im Bereich Medical Education. Zentral ist, dass Teilnehmer gerade viel kritischer werden; sie hinterfragen zusehends die Sinnhaftigkeit der Veranstaltungsteilnahme. Allein hochkarätige Referenten und interessante Themen anzubieten, reicht lange nicht mehr aus, um erfolgreiche Fortbildungsveranstaltungen zu realisieren. Die Teilnehmer erwarten einen Mehrwert, für den es sich lohnt, ihren Klinik-, Praxis- oder Apothekenalltag oder auch ihre in der Regel knappe private Zeit einzutauschen. Wir machen dabei vier Bereiche aus, in die sich die steigenden Ansprüche der Teilnehmer clustern lassen: Interaktivität bzw. Partizipation, Praxisrelevanz, Networking und Flexibilität.

Die zweite Entwicklung ist die – meines Erachtens verkürzte – Antwort der Branche auf die o.g. Entwicklung: der Hype nach Online-Fortbildungen und virtuellen Meetings. Sicher kommt diese Entwicklung dem Anspruch der Teilnehmer an räumliche und teils auch zeitliche Flexibilität entgegen und ist auch im allgemeinen sehr zeitgemäß. Andere Ansprüche aber, wie echte Partizipation oder natürlich auch Networking, sind online nicht unbedingt einfach zu organisieren. Gerade Networking spricht sich so einfach und schnell aus, ist aber ja im besten Fall sehr viel mehr als ein nettes Gespräch zu einem guten Kaffee. Wer sich als Arzt oder Apotheker in einem durch persönliche Begegnungen gestalteten Netzwerk bewegt, wird daraus fachliche Vorteile ziehen und auch seine Karriere unterstützen.

Frage: Werden die digitalen Fortbildungsangebote die klassischen Präsenzfortbildungen verdrängen?

Antwort: Lassen wir das Wort „klassisch“ kurz außen vor. Präsenzfortbildungen haben weiterhin, ja ich möchte sogar sagen, gerade in Zeiten zunehmender digitaler Angebote, eine sehr große Bedeutung. Allerdings eben gerade nicht in ihrer klassischen Form, also als Ablauf von Frontalvorträgen, unterbrochen von Podiumsdiskussionen und Workshops, die oft genug gar keine sind, sondern nur kleinere Plenen.

Zeitgemäße Präsenzveranstaltungen müssen heute die Antwort auf die oben beschriebenen geänderten Ansprüche der Teilnehmer darstellen. Das läßt sich über neue und sehr individuell auf die Zeilgruppe abgestimmte Formate erreichen. Moderne Formen der Interaktion z.B. über eine ContentApp, die inhaltliche Arbeit zuläßt, und der Partizipation z.B. über einen Rollenwechsel vom Teilnehmer zum Präsentator und vom Referenten zum Moderator sind nicht nur abstrakt gut für die Nachhaltigkeit des Gelernten, sondern entsprechen eben auch ganz konkret dem, was Teilnehmer sich wünschen. Und Praxisrelevanz sollte nicht mehr nur durch die richtigen Themen und den entsprechenden Expertenstatus der KOLs garantiert werden, sondern durch die reale Nähe zum beruflichen Alltag. Wenn Teilnehmer Inhalte mitbestimmen und eigene Fragestellungen einbringen können, geben sie uns in der Regel das positivste Feedback zur Praxisrelevanz.

Die innovative Präsenzveranstaltung hat also weiterhin eine große Bedeutung; klassische Präsenzveranstaltungen wird es aber in Zukunft sehr viel weniger geben, dies zugunsten vermehrter digitaler Medical Education.

Frage: Gibt es für Kongresse Fortbildungsformate, die besonders geeignet sind?

Antwort: Ich sehe hier gar keine so großen Unterschiede zwischen Kongressen und anderen Fortbildungsveranstaltungen. Egal ob im Plenum oder in der Kleingruppe: mehr Interaktion und mehr Partizipation sind auch auf Kongressen gefragt. Ebenso wie die Einbindung der Präsenzveranstaltung in ergänzende digitale Angebote, die helfen können, das Gelernte zu vertiefen.

Das besondere bei Kongressen sind aktuell weniger die Formate, als vielmehr das Zeit- und das Raummanagement. Teilnehmer hinterfragen wie oben beschrieben zunehmend stärker ihre reale Teilnahme. Bei eintägigen Fortbildungsveranstaltungen entscheiden sie sich, ob sie real oder virtuell teilnehmen wollen. Bei mehrtägigen Kongressen reisen sie oft nicht mehr für alle Veranstaltungstage an bzw. buchen nur einzelne Sessions. In der übrigen Zeit möchten sie andere Teilnehmer treffen, evt. sogar mit diesen zusammen arbeiten oder sich auch möglichst für die eigene Arbeit zurückziehen können. All dies muss der Kongressveranstalter in der Zukunft bei seiner Raum- und Zeitplanung berücksichtigen.

Frage: Wie wichtig ist der Bereich Digital Medical Education aus Deiner Sicht?

Antwort: E-Learning ist zwar längst in aller Munde, die Qualitätsunterschiede aber sind gewaltig. Trotz einer mittlerweile recht unübersichtlichen Anzahl von verschiedenen Angeboten liegt die Herausforderung weiterhin darin, didaktisch andere und wirklich auf das Medium Online abgestimmte Sessions anzubieten. Sind die Sessions interaktiv, fall- und dialogorientiert, kann der Teilnehmer im besten Fall virtuelles Lernen erleben, das dem auf einer Fortbildungsveranstaltung nicht nachsteht. Es ist aber längst nicht damit getan, Vorträge abzufilmen und eine Lernerfolgskontrolle aufzusetzen.

Frage: An welchen Projekten arbeitest Du grade?

Antwort: An vielen. Im Rahmen unserer MCI Healthcare Academy haben wir naturgemäß  den größten Gestaltungs-Freiraum und den nutzen wir auch. Im letzten Jahr haben wir mehrere neu designte partizipative Veranstaltungsformate gelauncht. Da machen wir dieses Jahr weiter. Hinzu kommen jetzt aber auch hybride Veranstaltungsformate, in denen sich vor Ort präsente und virtuell zugeschaltete Teilnehmer mischen. Die beiden Teilnehmergruppen nicht getrennt voneinander zu betrachten, sondern für beide einen Mehrwert zu kreieren, darin liegt die Herausforderung.

In der Planung sind ebenfalls Veranstaltungen mit dem Microsoft Surface Hub. Das Gerät ist ein Videokonferenz- und Präsentationssystem vereint mit einem großen Touchmonitor, allen Microsoft Office Anwendungen und einem digitalen Whiteboard. Ich mag hier keine Produktwerbung machen, möglicherweise haben andere Anbieter ähnliches, aber für interne Meetings machen wir mit dieser Lösung überaus gute Erfahrungen und die Art des intensiven gemeinsamen Arbeitens und interaktiven Präsentierens übertragen wir gerade auch auf unsere Workshop-Konzepte im Medical Education Bereich.